"Lieferzeiten von bis zu acht Wochen und horrende Preise"

Bestatter in Sorge: Schutzkleidung und Desinfektionsmittel werden knapp

30.03.2020, Hamburg: Brian Johansen, Bestatter, bereitet Särge in einem Arbeitsraum des Bestattungsunternehmens Seemann vor. Hamburger Bestatter fürchten, im Falle einer Verschärfung der Corona-Pandemie nicht ausreichend mit Schutzkleidung und Desinf
Coronavirus -Bestatter in Hamburg
chc, dpa, Christian Charisius

Deutsche Bestatter bereiten sich auf viele Corona-Tote vor

So schlimm wie in manchen italienischen Orten ist es bei uns zum Glück noch nicht – trotzdem bereiten sich auch deutsche Bestatter auf eine Welle von Corona-Toten vor. Damit sie ihre Arbeit aber sicher tun können, brauchen auch sie ausreichend Desinfektionsmittel und Schutzkleidung. Beides ist derzeit jedoch Mangelware. Hamburger Bestatter warnen nun, dass sie genau wie Kliniken oder Pflegeeinrichtungen bevorzugt ausgestattet werden müssten, sonst wird das Material schnell knapp.

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„Noch sind wir gut ausgestattet. Aber eben nur bis zu einem bestimmten Punkt“

„Wir haben jetzt vermehrt Klagen gehört, dass es zeitlich knapp ist, dass die Bestände immer kleiner werden und es einfach derzeit nicht ausreichend auf dem Markt gibt“, sagte Uwe Kaltenbach, Geschäftsführer der Bestatter-Innung Hamburg, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wollen jetzt auch keine Panik machen, denn die Bemühungen sind ja da. Aber der Markt ist derzeit eben leer und die Lage verschärft sich allmählich.“

„Noch sind wir gut ausgestattet. Aber eben nur bis zu einem bestimmten Punkt“, sagte auch Bestatter Kay Seemann aus Blankenese. Bei den sogenannten FFP3-Schutzmasken gebe es beispielsweise derzeit „Lieferzeiten von bis zu acht Wochen und horrende Preise, die man nicht außer Acht lassen darf“. Er bereitet sich auch ansonsten bestmöglich vor: Schon jetzt hat mehr Särge als üblich in seinem Unternehmen stehen, „um eventuellen Lieferengpässen vorzubeugen“. Außerdem würden sich die Bestatter in Hamburg gerade besser vernetzen, um im Fall des Falls für einander einspringen zu können.

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Bestatter wollen, dass ihr Beruf als systemrelevant eingestuft wird

Der Geschäftsführer der Bestatter-Innung forderte außerdem, den Beruf des Bestatters ebenfalls als systemrelevant einzustufen. Dazu sei man schon mit den Hamburger Behörden im Gespräch. Das sei wichtig, damit beispielsweise die Kinderbetreuung für Mitarbeiter im Bestattungswesen sichergestellt werden kann.

„Die Bestatter müssen zudem in der Lage sein, die Toten mit ihren Autos zeitnah aus der Wohnung oder dem Heim abholen zu können. Die Bewegungsfreiheit muss gewährt sein, wenn die Ausgangsregeln noch weiter verschärft werden“, erklärte Kaltenbach. Gerade bei Erdbestattungen müssten die Toten zeitnah beigesetzt werden. Welche Sonderregeln für Beerdigungen während der Corona-Krise gelten, lesen Sie hier.

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Quelle: dpa, RTL.de