"Thron des Satans" - er verbreitete Verschwörungsmythen rund um die Museumsinsel
68 Kunstwerke in Berlin beschädigt: Was hat Attila Hildmann damit zu tun?
Museumsinsel wurde bereits im Sommer zur Zielscheibe Hildmanns
Was genau ist am 3. Oktober auf der Berliner Museumsinsel passiert? 68 Kunstwerke in verschiedenen Häusern wurden durch eine ölige Flüssigkeit beschädigt – der bislang umfangreichste Schaden an Kunstwerken auf der Museumsinsel. Konkrete Hinweise zu Tätern oder Motiven gibt es bislang laut Museumsleitung und LKA keine - doch viele sehen einen Zusammenhang zu Attila Hildmann. Der Koch war in den letzten Monaten vor allem durch die Verbreitung von Verschwörungsmythen rund um alle möglichen Themen aufgefallen – auch das Museum wurde bereits zur Zielscheibe seiner kruden Theorien. Doch was hat die jetzige Attacke damit zu tun?
Hildmann: Krude Verschwörungsmythen über "Thron des Satans"
Bereits im Sommer verbreitete Hildmann nach Recherchen von „Zeit“ und „Deutschlandfunk“ auf seinem öffentlichen Telegram-Kanal, dass sich im Pergamonmuseum „der Thron des Satans“ befinde. Es sei das Zentrum „der globalen Satanisten-Szene und Corona-Verbrecher“, zitieren Zeit und Deutschlandfunk in ihren Berichten den ursprünglich als Vegan-Koch bekannt gewordenen Hildmann. Im August hatte er auf den Stufen des Museums außerdem mehrere Kundgebungen abgehalten. Doch worauf bezieht er sich bei seinen Behauptungen überhaupt?
Kunstexperte Hanstein: Solche Mythen gibt es bereits seit dem Mittelalter
Solche Verschwörungstheorien zum sogenannten „Thron des Satans“ in Pergamon gebe es schon seit dem Mittelalter, erklärt Professor Henrik Hanstein, Kunst-Experte vom Auktionshaus Lempertz, im Interview mit RTL/ntv. Sie bezögen sich vermutlich auf eine Passage aus der Offenbarung des Heiligen Johannes. „Das ist aber sehr, sehr weit hergeholt. Das sind Geheimtheorien, die sich aus sich selbst nähren“, schätzt der Experte ein. „Es ist alles an den Haaren herbeigezogen. Die Verschwörungstheorien sind Mittel zum Zweck, etwas Böses zu tun, mehr aber auch nicht.“ Trotzdem halte er die Mythen für sehr gefährlich, gerade weil damit Menschen zu Straftaten angestiftet werden könnten.
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"Typischer Brei von Verschwörungsglauben“
Für den Experten Dr. Holm Hümmler, der sich seit langem mit Verschwörungstheorien beschäftigt, sind die Behauptungen Hildmanns „ein typischer Brei von Verschwörungsglauben“, wie er im Interview mit RTL/ntv sagt. Verschwörungsgedanken mit ganz unterschiedlichem Hintergrund würden hier zusammengebracht - christliche, solche mit Bezug zur sogenannten QAnon-Bewegung, sogar Mythen zu Außerirdischen.
Von diesen Menschen, die eben zum Teil eine merkwürdige Vorstellung vom Christentum hätten, werde der Altar als eine Art „satanistischer Kult-Ort“ gesehen, so Hümmler. „Das Problem ist, dass das für die Leute ein Glaubensinhalt ist und dass denen das nichts bringt, wenn man das sachlich widerlegt, weil sie auf sachliche Argumente überhaupt nicht anspringen.“
Ermittler äußern sich nicht zu Hildmann: "Ermitteln in alle Richtungen"
Doch was ist dran an den Spekulationen rund um Hildmann? Die Museen und das LKA, das in dem Fall ermittelt, wollten sich auf einer gemeinsamen Pressekonferenz nicht konkret dazu äußern. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte der zuständige Kriminaldirektor Carsten Pfohl. An Spekulationen beteilige man sich nicht.
Kameras brachten bislang keine Spuren
Die Videokameras aus dem Museum hätten bislang keine Hinweise auf Täter geliefert. Einen Zusammenhang der Objekte oder ein Motiv konnten die Ermittler bisher nicht ausmachen. Bislang gingen die Ermittler eher von einem Einzeltäter aus, könnten aber nicht ausschließen, dass es auch mehrere Täter waren.
Von den insgesamt 3.000 Besuchern am 3. Oktober seien bereits 650 angeschrieben und nach Beobachtungen gefragt worden, sagte Pfohl. Der überwiegende Teil der Besucher habe ein Ticket an der Tageskasse gekauft, wo wegen der Hygienekonzepte in den Museen keine persönlichen Daten erhoben werden müssen. Auch das bisher befragte Personal hat demnach keine Beobachtungen machen können.