Alexander Gauland bezeichnet NS-Zeit als "Vogelschiss in der Geschichte"

02.06.2018 Thüringen, Seebach: Alexander Gauland (AFD), Fraktionsvorsitzender im Deutschen Bundestag, nimmt am Bundeskongress der Jungen Alternative (JA) für Deutschland teil. Es geht bei dem Kongress um ein Grundsatzprogramm der AfD-Jugendorganisati
Bundeskongress der Jungen Alternative (JA) für Deutschland
htf, dpa, Alexander Prautzsch

Gauland sorgt mit Äußerung für große Empörung

Schon wieder hat ein AfD-Mitglied durch Thesen zum Umgang mit der deutschen Geschichte für Aufregung gesorgt. "Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1.000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte", sagte der Parteivorsitzende Alexander Gauland beim Bundeskongress der AfD-Nachwuchsorganisation 'Junge Alternative' im thüringischen Seebach. Weil er damit die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland relativierte, löste er große Empörung aus.

"Eine Schande, dass solche Typen im Deutschen Bundestag sitzen."

Vorher bekannte sich Gauland zur Verantwortung der Deutschen für den Nationalsozialismus von 1933 bis 1945. "Nur wer sich zur Geschichte bekennt, hat die Kraft, die Zukunft zu gestalten", sagte der AfD-Partei- und Fraktionsvorsitzende. "Ja, wir bekennen uns zur Verantwortung für die zwölf Jahre." Gauland machte aber auch deutlich, dass das nur ein Teil der deutschen Geschichte sei: "Wir haben eine ruhmreiche Geschichte - und die, liebe Freunde, dauerte länger als die verdammten zwölf Jahre."

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil twitterte: "Das ist eine erschreckende Verharmlosung des Nationalsozialismus. Es ist eine Schande, dass solche Typen im Deutschen Bundestag sitzen." Und auch die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer äußerte sich bei Twitter: "50 Mio. Kriegsopfer, Holocaust und totaler Krieg für AfD und Gauland nur ein 'Vogelschiss'! So sieht die Partei hinter bürgerlicher Maske aus."

Sätze wie dieser seien "keine Ausrutscher sondern System", twitterte der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck. "Die Kurve der AfD von eurokritisch über ausländerfeindlich zu völkisch ist steil und abschüssig", erklärte er. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Dieser Vergleich ist eine Geschmacklosigkeit und mehr als nur eine Entgleisung".

Höcke will Rentenaufschlag nur für Deutsche

Thüringens Partei- und Fraktionschef Björn Höcke, der auch Gast des Bundeskongresses der Jungen Alternative war, hatte im vergangenen Jahr mit der Forderung nach einer "erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad" für heftige Debatten gesorgt. In Seebach schlug er nun vor, dass die Rente durch einen Aufschlag aufgebessert werden sollte - allerdings nur für Deutsche.

Wenn es nach Höcke geht, sollten alle kleinen Renten um durchschnittlich 180 Euro aufgestockt werden, allerdings nur für diejenigen, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen und eine bestimmte Anzahl von Jahren in die Versicherung eingezaht haben. Das Ganze soll mit Steuergelden finanziert werden. In der AfD gibt es einen länger schwelenden Streit um den Kurs der Partei in der Renten- und Steuerpolitik. Laut 'Spiegel' will die Thüringer AfD mit dem Papier vor allem um verunsicherte Wähler im Osten werben.

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Quelle: DPA, RTL.de