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Ahnenforscher: Immer mehr Menschen suchen nach ihren Vorfahren

Ahnenforschung im Staatsarchiv
Margit Ksoll-Marcon, Generaldirektorin der Staatlichen Archive Bayerns, zeigt auf ein Buch mit einem alten Stammbaum. Foto: Lino Mirgeler
deutsche presse agentur

Ahnenforschung erlebt Boom

Die Deutschen interessieren sich nach der Einschätzung von Ahnenforschern immer mehr für ihre Vorfahren. "Das Interesse an der eigenen Familiengeschichte ist noch nie so stark gewesen wie im Augenblick", sagte Dirk Weissleder, Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände e.V. (DAGV), der Deutschen Presse-Agentur. Aber woran liegt das?

Informationen sind leichter zu finden

Die Genealogie beschäftigt sich mit der Stammbaumforschung, versucht also herauszufinden, wer die eigenen Vorfahren in der Vergangenheit waren. Die moderne DNA-Analyse kann dabei helfen, vor allem wenn sie Übereinstimmungen im GEN-Material findet.

"Die Anfragenzahl ist deutlich höher als früher", sagte auch Christian Kirchner, Thüringer Landesvorsitzender der DAGV. Es gebe verschiedene Ursachen für das steigende Interesse, so die Familienforscher.

Ein Grund sei, dass immer mehr Daten online zu finden sind, sagten Weissleder und Kirchner: etwa Informationen über Taufen, Trauungen und Sterbedaten in digitalisierten Kirchenbüchern. Das wecke das Interesse vieler Menschen, die sich dann etwa mit Fragen zur richtigen Benutzung an Ahnenforscher wenden.

Über die sozialen Medien, zum Beispiel Facebook-Gruppen, ist es Kirchner zufolge für Interessierte zudem einfacher geworden, Genealogen zu kontaktieren. Auch im Netz gibt es immer mehr Angebote, mit Hilfe derer man nach seinen Vorfahren suchen kann.

DNA-Forschung eröffnet neue Möglichkeiten

Mit dem steigenden Interesse verändere sich auch die Ahnenforscher-Szene. "Traditionell ist die Genealogie eher männlich und weißhaarig gewesen", sagte Weissleder. Nun werde sie weiblicher und jünger. Und: Die Ahnenforscher seien heute viel besser vernetzt als früher, sagte Kirchner. Außerdem gebe es immer mehr internationale Anfragen.

Der Markt ist im Wandel begriffen und öffnet sich. "Das liegt an der Digitalisierung auf der einen Seite, aber auch die DNA-Forschung hat damit zu tun", erklärte der Genealoge Christian Hoske aus Eisenach.

Bei der Ahnenforschung mit Gentests versprechen verschiedene Anbieter, mit einer Speichelprobe anhand der Erbinformation ablesen zu können, woher die Vorfahren stammen. Die Ahnenforscher sind skeptisch, aber nicht abgeneigt.​

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Was passiert mit meinen Daten?

Als er einmal mit seiner Forschung an einem "toten Punkt" angekommen war, habe ihm die Genforschung weitergeholfen und neue Hinweise auf Verwandte gegeben, sagte Hoske. Allerdings hat er datenschutzrechtliche Bedenken: "Die Frage ist: Was passiert mit dem ganzen DNA-Material, wie werden die Daten weiter ausgewertet?"

"In der DNA steht nicht das Geburtsdatum ihrer Urgroßmutter", sagte Weissleder. Die Analyse sei kein Ersatz für die klassische Genealogie, könne aber eine nützliche Ergänzung sein. Welche Methode man auch wähle - die Stärke der Genealogie liege am Ende darin, "Menschen zu verbinden", sagte Weissleder.

Am Freitag startet im thüringischen Gotha der Deutsche Genealogentag, zu dem bis Sonntag Hunderte Familienforscher erwartet werden. In der DAGV sind rund 22.000 Genealogen in 70 Mitgliedervereinen organisiert.


Quelle: DPA/ RTL.de